BITTERKEIT? Nein,danke!

Gestern habe ich auf dem Nachhauseweg einen meiner Lieblingsnachbarn getroffen. Wir kennen uns schon seit fast zwanzig Jahren und ich habe ihn stets als toleranten, hilfsbereiten Zeitgenossen erlebt.

 

Eigentlich war er wie immer. Und trotzdem hatte sich etwas an ihm verändert...

Es liegt schon ein paar Monate zurück - da war es mir das erste Mal aufgefallen. Wie soll ich es beschreiben?

Mein Lieblingsnachbar war missmutig geworden. Er hegte einen offensichtlichen Groll gegen alles und jeden. Man konnte ihm nichts mehr recht machen. An allem hatte er etwas auszusetzen. Er war unzufrieden und frustriert und lehnte instinktiv alles ab, wovon man ihm versuchte zu erzählen. Er war feindlich. 

 

Was war passiert?

Mein Lieblingsnachbar war bitter geworden. 

Nun ja, er hat sicherlich einige unerfreuliche Dinge erlebt - aber mal ehrlich - WER HAT DAS NICHT? 

Für die meisten von uns ist Bitterkeit ein normales Gefühl, das vorbeigeht wie der bittere Geschmack nach dem Genuss einer Grapefruit.

Bei manch anderen aber bestimmt eine Kränkung so sehr ihr Leben, dass sie darüber ganz und gar verbittert werden. Ihre Seele ist in eine Sackgasse geraten.

 

 BITTERKEIT in unserem Leben? Was bedeutet das?

 

Zu viel Bitterkeit ist nicht nur unbeliebt, sondern kann ernsthafte Probleme machen. Die Rede ist dabei nicht von einem unangenehmen Geschmack beim Essen, sondern von Einstellung, Denkweise und Verhalten einer Person.

Wie so oft kommt es dabei vor allem auf das Ausmaß an, denn die Dosis macht das Gift.

Jeder ist hin und wieder verbittert, doch sollte es sich dabei nur um kurze Phasen handeln.

Schwierig wird es, wenn die Bitterkeit zum Dauerzustand wird und sich negativ auf das ganze Leben auswirkt.

Spätestens dann besteht dringender Handlungsbedarf und man sollte erkennen, dass es an der Zeit ist, die Bitterkeit zu überwinden.

Denn sind wir mal ehrlich ...

es klingt hart, doch gilt für fast alle Menschen: niemand mag Bitterkeit.

Das liegt auch daran, dass der Umgang mit verbitterten Menschen anstrengend und alles andere als angenehm ist. Zunächst leiden deshalb die sozialen Beziehungen, je verbitterter jemand wird.

Freunde wenden sich ab und auch die Kollegen gehen lieber auf Distanz.

 

Ein Teufelskreis, da die zunehmende Isolation die Bitterkeit noch weiter verstärkt.

Allerdings leiden Betroffene oftmals auch unter körperlichen Symptomen, die im schlimmsten Fall und bei langanhaltender Bitterkeit bis zu ernsthaften Erkrankungen führen können.

 

Zu den häufigsten Folgen der Bitterkeit zählen:

 

- Magen-Darm Erkrankungen

- Schlafprobleme

- Kopfschmerzen

- Wutausbrüche

- Konzentrationsschwäche

- Aggressive Tendenzen

- Emotionale Instabilität

- Selbstzweifel

- Rachegelüste

 

Wenn man auf einen verbitterten Menschen trifft oder selbst von Bitterkeit betroffen ist, scheint dies tief im Charakter verwurzelt zu sein. Das gesamte Denken und Handeln ist von der Bitterkeit beeinflusst und scheinbar alles orientiert sich nur an der Verbitterung.

Allerdings ist Bitterkeit kein angeborener Aspekt der Persönlichkeit, sondern entsteht erst zu einem späteren Zeitpunkt im Leben.

Forscher gehen davon aus, dass es einen konkreten Auslöser gibt, der zur Bitterkeit führt. Dieser ist klassischerweise mit der Verletzung und Schwächung des eigenen Selbstwertgefühls verbunden.

So kann beispielsweise eine große Enttäuschung, eine Erniedrigung, Beleidigung oder das Gefühl einer enormen Ungerechtigkeit die Bitterkeit auslösen.

 

Es muss jedoch ein zweiter wichtiger Faktor gegeben sein:

ein Mensch  verbittert erst dann, wenn er die Situation nicht richtig verarbeitet.

Solange man weiterhin konstruktiv und positiv bleibt, droht keine Bitterkeit.

Das ist jedoch oft leichter gesagt als getan, denn gewisse Tiefschläge verfehlen nur selten ihre Wirkung.

 

Und was nun kann man tun um Bitterkeit zu überwinden?

Einmal in bitteren Gefühlen und Gedanken gefangen, ist der Weg hinaus schwierig und anstrengend.

Meist ist eher das Gegenteil der Fall und Menschen verbittern immer weiter, da der Blick nur noch an der Ungerechtigkeit und dem eigenen Frust klebt.

Die verzerrte Wahrnehmung führt dazu, dass Menschen nur noch sehen, was sie auch sehen wollen – in diesem Fall Bestätigung für die eigene Unzufriedenheit.

 

Zum Glück aber ist niemand für immer in der Verbitterung gefangen.

Es gibt einige Wege, um der Frustration zu entkommen und die Bitterkeit zu überwinden:

 

- Die Ursachen analysieren.

 

Um Bitterkeit zu überwinden, steht als erstes die Frage im Raum:

Wodurch wurde diese überhaupt ausgelöst?

Was war die Situation, die Einstellung und Denkweise so grundlegend geändert hat?

Nachdem diese identifiziert wurde, sollte man auch analysieren, was genau daran so frustrierend war.

War es eine persönliche Beleidigung? Eine Ungerechtigkeit einem selbst oder jemand anderem gegenüber?

Oder war es eine Niederlage, eine tiefe Enttäuschung, die diese Verbitterung zur Folge hatte?

Eine solche Selbstreflexion ist schwierig, doch nur so kann das Problem wirklich aufgearbeitet und langfristig gelöst werden.

 

- Niemals die Hoffnung aufgeben.

 

Hoffnung  ist ein wichtiger Faktor, wenn man nicht mehr verbittert sein, sondern wieder mehr Glück und Zufriedenheit im Leben empfinden will.

Statt sich einzureden „alles läuft schlecht, nichts ist fair und es trifft immer den Falschen“ sollte man davon überzeugt sein, dass es beim nächsten Mal besser klappt und es sich lohnt, Ziele weiter zu verfolgen.

Diese Zuversicht hilft  dabei, eben nicht nur gedanklich an dem zu hängen, was einem zusetzt und zur Bitterkeit führt.

So kann man  wieder in die Zukunft blicken und sich auch neuen Dingen widmen, ohne vor lauter Bitterkeit zu glauben, dass es ohnehin keinen Sinn macht.

 

- Eigeninitiative zeigen.

 

Die Dinge selbst in der Hand haben, nicht von anderen abhängig sein, Verantwortung für alles übernehmen, was um uns herum geschieht:

All diese Faktoren helfen dabei, Bitterkeit zu überwinden. Eigeninitiative ist besonders wichtig, um der Bitterkeit zu entkommen.

Man darf niemals darauf warten, dass sich die Dinge einfach bessern oder jemand anderes es für uns macht.

Das ist ohnehin meist vergebens und steigert die Bitterkeit eher noch.

Selbst alles anpacken und  die Verantwortung für sich übernehmen, ist der einzig richtige Weg.

 

- Realistisch bleiben.

 

Es würde wohl jeder auf Dauer verbittern, wenn ein Ziel nach dem anderen verfehlt wird.

Das liegt aber oft daran, dass die Ziele einfach falsch gewählt werden.

„Ich möchte innerhalb eines Jahres drei Gehaltserhöhungen und zweimal befördert werden“ – wer seine Ziele nach solch einem Schema wählt, ebnet den Weg zur eignen Verbitterung.

Man sollte sehr realistisch bleiben bei seiner Zielsetzung. Das soll nicht heißen, dass man keine großen Ziele verfolgen soll, doch ist es besser, diese in kleinere und wirklich erreichbare Etappen einzuteilen und dabei einen zeitlichen Rahmen zu wählen, den man wirklich einhalten kann.

 

- Die Vergangenheit loslassen.

 

Am Ende hilft vor allem eines gegen Bitterkeit:

Man muss seine Gefühle verarbeiten und über den Auslöser des eigenen bitteren Verhaltens hinwegkommen.

Erst nach einer wirklichen Verarbeitung kann man sich langfristig von der Verbitterung lösen, ohne zurückzublicken und wieder in alte Emotionen zu verfallen.

Bis zu diesem Punkt ist es aber ein langer Weg.

Wichtig dabei ist es, demjenigen zu vergeben, von dem man gekränkt, beleidigt oder ungerecht behandelt wurde.

Wer nachtragend ist, will den anderen damit bestrafen und es ihm heimzahlen, doch hauptsächlich belastet man sich damit  selbst, weil man nie wirklich überwindet, was ursprünglich zur Bitterkeit geführt hat.

 

Ich wünsche meinem Lieblingsnachbarn und allen anderen Menschen, die Verbitterung in sich spüren, eines...  die Gabe zur Vergebung! Denn NUR WER FÄHIG IST, GESCHEHENES UNRECHT ZU VERZEIHEN, MACHT SICH FREI DAVON.

 

Mit besten Grüßen, die Petra aus der Petra Apotheke.