Staycation - was ist das denn nun schon wieder?

Juhuuu!

Ich habe mal wieder ein für mich ganz neues Wort entdeckt: STAYCATION.

Natürlich ein Anglizismus - wie kann es in der heutigen Zeit anders sein? Nun ja, Englisch hin oder her, was bedeutet es?

Staycation setzt sich zusammen aus "stay" bleiben und "vacation" Urlaub. Und gemeint ist damit ein Urlaub, den man zuhause verbringt, statt zu verreisen.

 

Juhuuu, rufe ich da gleich nochmal freudig aus: Wenn es  offiziell ein neues Wort dafür gibt, dann wären die Ferien gerettet - wir bleiben zuhause! Denn mit Staycation ist "Balkonien" auf einen Schlag gesellschaftsfähig.

Mit "Staycation" sind wir alle Gedanken und Sorgen, die wir uns um das zukünftige Urlaubsziel, etwaige Umbuchungen und letztendlich Stornierungen machen müssen, im Handumdrehen los! Ist das nicht toll?

 

Nun fragt sich allerdings der ein oder andere zu Recht: 

Kann das wirklich Urlaub sein? 

Klappt Erholung dort, wo wir wohnen und seit Corona auch oft arbeiten, wirklich?

Oh ja, das geht. Wenn man sich entsprechend darauf einstellt.

 

"Reisen ist nicht zwingend notwendig, um sich zu erholen", sagt die Sozialpsychologin Christine Syrek, die an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg unter anderem zu Arbeitsstress und Urlaub forscht. Am wichtigsten für die Erholung sei es, nicht zu arbeiten und auch nicht an die Arbeit zu denken. An einem neuen Ort fällt das zwar vielen leichter: "Häufig verbinden wir räumliche Distanz mit mentaler Distanz", sagt Syrek. Aber es sei ein Fehler, den Urlaub ausfallen zu lassen oder auf eine Zeit zu verschieben, in der Reisen wieder einfacher wird. "Wir brauchen regelmäßige Freizeit, genauso wie wir Schlaf brauchen", sagt Syrek. "Während der intensiven Corona-Zeit, in der viele Menschen mit sozialen Einschränkungen leben, sich auf die digitale Arbeit umstellen mussten und zusätzlich auch Kinder betreuten, ist eine Pause besonders wichtig."

 

- Deshalb sollte man den Urlaub zuhause genau so planen wie eine Reise. Heimurlauber müssen zwar keine Unterkunft und Zugtickets buchen, sich dafür aber mehr Gedanken über ein Programm machen: Wer nach Barcelona fährt, geht einfach auf die Straße und hat neue Eindrücke. Bei einem Spaziergang ums eigene Haus funktioniert das natürlich nicht.

Am besten wäre es vielleicht, sich vor dem Urlaub zu notieren, was man jeden Tag vorhat. Währenddessen kann man ja trotzdem flexibel entscheiden, ob man dann Lust darauf hat. Das Planen mag spießig erscheinen, hat aber einen Vorteil: Wenn wir schon vorher Ausflüge recherchieren, die uns Spaß machen, steigern wir auch die Vorfreude auf den Urlaub.

 

- Koffer packen oder Shampoo in Reisegröße in der Drogerie kaufen: Das sind nicht nur nervige Erledigungen, sondern auch Rituale, die ein Feriengefühl aufkommen lassen. Wenn man nicht verreist, fehlen sie. Dabei helfen solche symbolischen Handlungen unserem Gehirn, den Arbeitsalltag hinter sich zu lassen. Vielleicht kann man sich ja ein kleines Ersatzritual ausdenken. Das können  Dinge sein, die man normalerweise tut, wenn man in die Ferien startet. Wer am ersten Urlaubstag immer essen geht, könnte etwa einen Tisch in einem Restaurant reservieren, in dem er noch nie war.

 

- Unerledigtes arbeitet im Urlaub weiter. In den Tagen vor den Ferien Überstunden zu machen, um alles fertig zu bekommen, ist aber kontraproduktiv. Denn je belasteter man in den Tagen vor dem Urlaub war, desto länger dauert es, bis man abschalten kann. Stattdessen könnte man am letzten Arbeitstag die liegen gebliebenen Aufgaben notieren – und einen Plan, wie man sie in der Woche nach dem Urlaub angehen will. Das hilft unserem Gehirn, es von der mentalen To-do-Liste zu streichen.

Für Menschen, die ihren Arbeitsplatz während der Pandemie nach Hause verlegt haben, ist es außerdem besonders wichtig, nicht visuell an die Arbeit erinnert zu werden. Am besten räumt man den Bildschirm, den man aus dem Büro mitgebracht hat, in den Schrank. Den Arbeitslaptop kann man bei Freunden abgeben oder ins Büro fahren – auf Reisen würde man den Arbeitsrechner ja auch nicht mitnehmen.

 

- Das Gehirn schaltet am besten ab, wenn es etwas Neues erlebt, aber nicht überfordert ist. Es ist wichtig, im Urlaub auszuschlafen und zur Ruhe zu kommen. Aber es stimmt nicht, dass wir uns beim Nichtstun am besten entspannen. Um die Gedanken an die Arbeit abzuschalten, braucht unser Gehirn neue Impulse. Wer also zwei volle Wochen nur auf dem heimischen Balkon chillt, grübelt eventuell doch über die Kollegen oder eine Abgabefrist nach. Damit das nicht passiert, muss sich Entspannung mit Phasen abwechseln, in denen man aus seiner Komfortzone kommt. Das kann ein Ausflug sein, ein Museumsbesuch, aber auch ein kleiner Sprachkurs oder das Umgestalten der Wohnung. Wichtig ist, dass man im Urlaub etwas anderes macht als im Arbeitsalltag.

 

- Selbst wenn in diesem Jahr einige auch aus finanziellen Gründen zu Hause bleiben, ein bisschen Budget muss man trotzdem einplanen, damit sich Urlaub wie Urlaub anfühlt. Das Feriengefühl stellt sich auch deshalb ein, weil man sich Kleinigkeiten leistet, die man sich im Alltag nicht gönnen würde: einen frisch gepressten Saft, eine Taxifahrt oder eine geführte Tour, die einem die eigene Stadt aus einer neuen Perspektive zeigt. Einen Teil der Anreise- und Unterkunftskosten, die man im Heimurlaub spart, kann man beispielsweise für ein Restaurant mit einer Küche ausgeben, die man vorher nicht kannte. Denn wenn man verreist wäre, würde man ja auch nicht jeden Abend kochen.

 

 

- Die Forschung zeigt uns: Es ist wichtig, im Urlaub das Gefühl zu haben, man selbst sein zu können. Also nicht ständig die Erwartung anderer zu erfüllen oder ein starres Programm abzulaufen. Der Urlaub zu Hause ist deshalb nicht nur ein schnöder Ersatz für eine richtige Reise. Er ist auch eine Chance, um herauszufinden, wobei man sich richtig gut erholt, oder wie man die unterschiedlichen Interessen aller unter ein Dach bringt.

Und möglicherweise vermisst derjenige, der den Urlaub zu Hause verbringt, manchmal das Gefühl, unterwegs, frei, losgelöst zu sein. Vielleicht jedoch lernt der eine oder die andere eine neue Freiheit kennen: Die Freiheit, nichts müssen zu müssen. Auch nicht weit weg zu verreisen.

 

Und damit wünsche ich allen schöne Ferien - ich bin gespannt, wo es euch hin verschlägt ... falls überhaupt.

 

Die Petra aus der Petra Apotheke.